Meine lieben Sprachfreunde, heute wird gefeiert! 📚📖
Und zwar feiern wir meinen 40. Post! Und das mit einem (hoffentlich) spannenden und informativen Beitrag über die Sprachen Deutschlands und einem Gewinnspiel, aber dazu später mehr; erst die Theorie!

Minderheitensprachen in Deutschland
Bis vor einiger Zeit dachte ich, die sprachliche Vielfalt in Deutschland erstrecke sich nur auf das Hochdeutsch und seine Dialekte. Aber weit gefehlt! In unserem Land sind neben der Amtssprache Deutsch auch noch ein paar Minderheitensprachen staatlich anerkannt und geschützt. Diese sind das Dänische (Reichsdänisch, Sydslesvigdansk und Sønderjysk), das Ober- und Niedersorbische, das Nord- und Saterfriesische und auch das Romanes (die Sprache der Roma) 1 . Im Gegensatz zu den Dialekten sind einige dieser Sprachen auch als Amts-, Gesetzes- oder Gerichtssprache zugelassen 2 .
Eine Sonderstellung nimmt in diesem Zusammenhang zudem die Regionalsprache Niederdeutsch 3 ein, da es zu viele Sprecher hat, um eine Minderheitensprache zu sein und darüber hinaus selbst über eine Vielzahl an Dialekten verfügt.
Aufgrund ihres kulturellen Wertes werden diese Sprachen von der europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen 4 geschützt.
Ziel der Charta ist es, dass Regional- oder Minderheitensprachen als ein einzigartiger Bestandteil des kulturellen Erbes Europas anerkannt werden.
Dieses Ziel wird beispielsweise von der Gesellschaft für bedrohte Sprachen verfolgt, indem sie auf den Nutzen von sprachlicher Vielfalt und Mehrsprachigkeit hinweisen. Zu einem Vorteil der Mehrsprachigkeit zählt, dass die kognitiven Strukturen des Sprechers besser ausgeprägt sind. Jede neue Sprache trainiert das Hirn auf eine andere Weise, sodass der Grundsatz lautet: je mehr Sprachen, umso kräftiger ist das Hirn. Ein anderer Vorteil ist, dass die Sprache der Schlüssel zur Kultur ist und man mit jeder neuen Sprache auch neue oder tiefere Einblicke in eine andere Kultur gewinnt, wodurch man seine interkulturelle Kompetenz stärken kann und letztlich ein besseres Verständnis der Welt erlangt 5 .
Hier eine kleine Sprachprobe der genannten Minderheitensprachen (leider ohne Sorbisch und Romanes) 6 :
Hochdeutsch: Der Junge streichelte das/dem Mädchen ums Kinn und küsste es auf die Wange/Wangen.
Niederdeutsch: De Jong strakel de Deern üm't Kinn un küss ehr up de Wangen.
Nordfriesisch: Di dreng aide dåt foomen am dåt kan än mäket har aw da siike.
Saterfriesisch: Die Wänt strookede dät Wucht uum ju Keeuwe un oapede hier ap do Sooken.
Dänisch: Drengen aede (strøg) pigen om/på hagen og kyssede hende på kinderne.
Dialekte in Deutschland
Neben den offiziellen Sprachen gibt es auch noch die Dialekte. Die Sprachwissenschaft ist sich bis heute nicht ganz einig über den Stellenwert von Dialekten in unserem Sprachsystem, doch ist wohl die verbreitetste Auffassung, dass Dialekte „nur“ Varianten unserer Hochsprache, also keine eigenständigen Sprachen, sind und sie ihr untergeordnet werden können. Dagegen spricht zwar, dass viele deutsche Dialekte älter sind als die deutsche Hochsprache (welche ja erst mit der Bibelübersetzung durch Martin Luther etabliert wurde), aber lassen wir das jetzt einfach mal so stehen.
Aktuell gibt es etwa 16 Dialekträume 7 in den deutschen Landen, welche sich oftmals noch weiter differenzieren in unterschiedliche Dialekte innerhalb eines Dialektraumes oder gar verschiedene Regiolekte. Wie der Name schon sagt, sind diese Regiolekte sehr stark lokal begrenzt, man kann oftmals schon sprachliche Unterschiede benachbarter Dörfer oder Städte feststellen. So lassen sich bspw. eindeutige Unterschiede im Lautbild des Bönnsch und Kölsch heraushören, obwohl beide Regiolekte zum Ripuarischen gezählt werden.
Leider wurden in der Vergangenheit Dialekte stark zurückgedrängt, da sie als die Sprache der Ungelehrten galten, die eben nach der Art ihres Mundes sprachen und nicht nach der vorgeschriebenen, verallgemeinerten Norm. Glücklicherweise hat sich diese Meinung in den letzten Jahren zu wandeln begonnen, da man auch im Bezug auf Dialekte erkannt hat, dass sie einen großen kulturellen Schatz in sich bergen. Angeblich gibt es mittlerweile sogar Volkshochschulen die Dialektkurse anbieten! 😉
Die nachfolgende Grafik veranschaulich die dialektale Verbreitung noch einmal schön:

Das Gewinnspiel
Dank der großzügigen und umfangreichen monetären Unterstützung meines letzten Posts durch @jaki01 ist es mir heute möglich, ein neues Gewinnspiel anzubieten, um meinen 40. Post mit euch zu feiern! Und das ist auch ganz einfach! Eure Aufgabe ist es, eure sprachlichen Kompetenzen auszupacken und euer Lieblingswort zu präsentieren, die einzige Bedingung ist, dass es aus einem deutschen Dialekt stammen muss. Dabei sind alle Wörter erlaubt, egal ob Namen, Gemüse, Beleidigung oderwasweißich!
Es gibt leider keine wissenschaftliche Methode eure Einreichungen zu bewerten, das geht hier also völlig unfair nach subjektivem Gefallen meinerseits, nur damit das gleich klar ist!
Der erste Platz bekommt 0.5 STEEM, der zweite 0.25 STEEM und der dritte 0.125 STEEM!
Meine beiden Lieblingsworte (ich bin die Autorin, ich darf zwei haben ;p) sind übrigens Ärschleschlupfer (=Arschkriecher auf Schwäbisch) und Jupp (=Josef auf Kölsch; ich sag einfach so gerne „Pass up Jupp!“ auch wenn der andere gar nicht Jupp heißt grins).
Eure meluni
~