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RE: Warum Proof-of-Work für Geld Unsinn ist

in Deutsch D-A-CH3 years ago (edited)

Ich finde der Ausgangspunkt kommt etwas zu kurz:
https://cryptoanarchy.wiki/getting-started/what-is-bitcoin

Bitcoin ist angetreten als Currency und ist als solche nur bedingt tauglich. Die Gründe hierfür sind hinlänglich bekannt. Hier rennst du offene Türen ein.

Die 'Store of Value' Erzählung kam in der Tat erst viel später und war ein smarter Coup einiger Figuren. Diese Erzählung wurde maßgeblich von z.B. Roger Ver, Winklevoss Brüdern und Julian Hosp gesetzt. Dieses Narrativ wurde nicht gesetzt, um die Welt zu verbessern - glaubt das hier wirklich jemand? Diese Erzählung ist das heute primär dominierende Narrativ. Dass dieser Twist geschickt initiiert wurde, ist nur denen bekannt, die tiefer in die Materie eintauchen. In und außerhalb der Szene sind diese Figuren übrigens sehr umstritten. Die von dir geäußerte Kritik spiegelt also ziemlich exakt die hitzige Debatte innerhalb der 'Bitcoin Community' (eine echte Community gibt es praktisch nicht) wieder. "Interessanterweise" geht die 'Store of Value' Erzählung auf, da - wie du richtig anmerkst bzw. kritisierst - mehr und mehr Menschen diesem Narrativ folgen und das Ganze schaukelt sich hoch (Schneeball). Eine erfolgreich gesetzte Self Fulfilling Prophecy.

Die Debatte über PoW wird innerhalb der Szene seit einem Jahrzehnt geführt. U.a. aus dieser Dissens ist Vitaliks Ethereum und Dans Steem entstanden. Du wirst wohl nur wenige Menschen finden, die PoW nicht für einen Traktor halten. Es sieht so aus, dass es Richtung PoS geht - aber Prognosen zu solch disruptiven Technologien abzugeben wäre lebensmüde.

Das ist aber eigentlich alles nicht soo spannend.

Die für mich spannenden Themen sind der Netzwerkeffekt und die spieltheoretische Betrachtung.

Ich lese übrigens gerne konträre Meinungen zu diesem Thema. Ich meide Jubelgesänge. Daher schätze ich deine Artikel sehr.

Sort:  

Das ganze Problem bei den Kryptos ist, dass Du erst etwas haben musst, um mitzuspielen.
Wie beim Goldstandard.

Das entspricht aber nicht dem Wesen des Geldes.

Johann Philipp von Bethmann hat mindestens 10 Bücher über Geld geschrieben (ich habe sie alle) und zahlreiche Artikel.

Aber ein einziger genialer Satz von ihm fast das ganze Wesen des Geldes zusammen:

Aus allen Käufen entsteht neues Geld. Jede Bezahlung vernichtet Geld

Kryptos trennen die Welt in Habende und nicht Habende.
Je höher der Kurs, desto schlimmer wird es.
In etwa Goldstandard hoch 10.

Eine Welt mit Bitcoinstandard wäre eine furchtbare Katastrophe und wir hätten ähnliche Besitzverhältnisse wie im Mittelalter.

Es muss also eine Blockchain erschaffen werden, die den Satz von Bethmann berücksichtigt.
Wie diese hier.
Auch wenn die keine Blockchain verwenden.

Du kannst dich natürlich an 'low hanging Fruits' abarbeiten - geschenkt. Es ist natürlich einfach, nur diesen einen Aspekt herauszupicken.

„Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel“

Es gibt noch andere Facetten.

WikiLeaks wäre ohne Bitcoin platt gewalzt. Es wurde Geld beschlagnahmt und es wurden alle Geldhähne abgedreht.

Es zerren viele Interessengruppen an Bitcoin und ich gebe dir recht, das die meisten sich einfach genau null damit auseinandersetzen und blind den Slogans folgen. Diesen Eindruck habe ich auch.

Es passiert hier aber mehr als "nur" Geldsystem. Das ist nicht mehr zu leugnen.

WikiLeaks wäre ohne Bitcoin platt gewalzt.

Genau das ist das Damoklesschwert, das immer über BTC hängen wird.
Schurkenstaaten benutzen BTC, Kriminelle benutzen BTC, usw.
Eine Steilvorlage für die US Regierung.
BTC wird deshalb nicht verschwinden, aber sobald ein Gesetz es US Bürgern und Unternehmen verbietet BTC zu handeln und die USA seine Finanzmärkte nur für ausländische Banken öffnet, die nicht mit BTC handeln, dann stürzt der Kurs ins bodenlose.
Schau Dir nur an, was die USA mit Banken machen, die gegen die Iran-Sanktionen verstoßen.

Das sehen wir ja bereits jetzt.

Es wird in den USA bereits versucht, den Exchanges Transfers zu Non-KYC Adressen zu untersagen. Der Entwurf hierzu lag schon auf Trumps Schreibtisch. Das war kurz vor knapp. Und das ist nur ein Angriffsvektor von vielen. Wir Schurkenstaaten weichen dann auf dezentrale Exchanges aus, nutzen Peer-to-Peer Plattformen und machen OTC Handel. Das geht alles, wir haben darin schon Übung. Wir Schurkenstaaten sind wie Wasser, stopfst du ein Loch, finden wir einen anderen Weg. Wie sich das auf den Preis auswirkt, vermag ich nicht zu sagen, das könnte natürlich ein Gemetzel geben. Meine BTC bewege ich trotzdem nicht. WikiLeaks Supporter wollen keine Regulierung, keine BTC Optionen, wir hassen die WallStreet, wir sind nicht vergesslich und wollen am liebsten überhaupt keine staatliche Einmischung.

Der 'Store of Value' Gruppe und Coinbase und Co. sind wir Schurkenstaaten ein Dorn im Auge. Dort wird unter Hochdruck daran gearbeitet, den Krempel irgendwie sauber zu verpacken.

Eine Frage hätte ich nur noch:
Wenn es nie um store of value oder Spekulationsobjekt ging, sondern nur um ein anonymes, schnelles P2P Zahlungsmittel mit real time settlement, warum hat man dann nicht von Anfang an den Kurs fest 1:1 an den USD gebunden?

Das kann ich nicht beantworten. Hierzu kann ich nur mutmaßen.

Das Thema 'Store of Value' war Thema z.B. im E-Mail Verkehr zw. Nakamoto und Gavin Andresen. Andresen schlussfolgert in einer E-Mail einen Bitcoin Kurs von 1 Million USD. Limitierung, Halving usw. sprechen auch für einen eingebauten 'Store of Value'. Deshalb lässt sich das 'Store of Value' Narrativ ja auch so gut erzählen.

Vllt. hat Nakamoto beides aufgesetzt.

Der Genesis Block enthält diese Nachricht:

The Times 03/Jan/2009 Chancellor on brink of second bailout for banks

Dieser Hinweis von Nakamoto verweist vermutlich auf diesen Artikel:
https://www.thetimes.co.uk/article/chancellor-alistair-darling-on-brink-of-second-bailout-for-banks-n9l382mn62h

Für Satoshi war USD vllt. keine Option. Auch keine pegged Version dessen.