Die große Geldverdünnung: "Whatever it takes" und wer dafür bezahlt

in Deutsch D-A-CH2 years ago

Ricarda Lang keine Fehler EZB
Ich sehe nichts, was Du nicht sehen sollst: Grünen-Chefin Ricarda Lang findet auch nicht, dass der Verfall des Außenwerts des Euro irgendetwas mit irgendetwas zu tun haben sollte.


Es war damals schon die längste Rettung der Welt, der Vresuch, mit guten Worten und viel gutem Geld, das schlechtem hinterhergeworfen wurde, ein Bein zu schienen, das verlorengegangen war. Ein Endspiel um den Euro, alle auf ein Tor, gewonnen schließlich, indem die Spielregeln geändert wurden, ohne sie zu ändern. Das Kunststück gelang, Millionen wurden zu Milliarden, kein Durchschnittslohn reichte bald mehr für eine Unze Gold, für den es eben noch vier gegeben hatte. 

Am Ende aber war alles gut. Das Bein geklebt und aus Pappmache nachgebildet. Der große Tanker Eurozone ließ sich nun wirklich auf ungewöhnliche Art lenken: Um das Steuerrad zu bewegen, drehte sich einfach das Schiff. Niemand hatte vorher gedacht, dass das funktionieren kann. Dafür aber ging es hervorragend; Null Prozent Zinsen minus 0,5. Vollbeschäftigung, Wohlstand überall, Vermögende wurden reicher, aber auch den Armen ging es immer besser und die "Schere zwischen arm und reich" klaffte kaum mehr weiter auf.

Ein Jahrzehnt im Ausnahmezustand

Ein Jahrzehnt im Ausnahmezustand, in dem selbst die höchsten Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) nach und nach den Zugang zur Realität verloren. Es war doch schön! Die Staaten konnten sich kostenlos Geld leihen und unter den Bürgerinnen und Bürgern verteilen. Das Elend war abgeschafft, die drohende Pleitegefahr, die Furcht, irgendwer müsse am Ende immer alles bezahlen. Musste nicht. Brauchte niemand. 

Niemand musste mehr. Die Ketchupflasche hilet dicht, es kam nichts, so sehr und so lange die EZB auch schüttelte. Bis dann auf einmal alles kam, nicht wegen der Nullzinsen, nicht wegen der turmhohen Schulden, nicht wegen der auseinanderstrebenden Wirtschaften der EU-Länder, die aneinandergefesselt werden von einer gemeinsamen Währung, die den einen zu billig und den anderen zu teuer ist. Nein, es waren die Erholung nach der Pandemie und der Ukrainekrieg, die die Putinflation auslösen haben mussten, externe Faktoren, Achselzucken, kann man nichts machen.

Die nächste Euro-Krise

Muss aber doch. Schon dräut im Süden die nächste Euro-Krise, ein Comeback des drohenden Zerfalls eines Staatenbundes, auf den die gesamte Menschheit stolz wäre, würde sie sich für Einzelheiten interessieren. Schon müssen einzelne Staaten unter Pleiteverdacht wieder höhere Zinsen zahlen als andere, obwohl sie dieselbe Währung nutzen. Schon muss die EZB wieder außerordentliche Ratssitzungen abhalten, um sich Medizin auszudenken gegen das, was deutsche Medien in die wolkenverhangene Formulierung "Folgen der jüngsten Verkaufswelle am Anleihemarkt" kleiden.

Wegen der Putinflation müssten die Zinsen schnell hoch. Wegen der "Panik an den Anleihemärkten", wie es EZB-Dikretoriumsmitglied Isabel Schnabel nennt,  müssten sie schnell runter. Zauberkräfte sind gefragt, die aus Panik positive Energie gewinnen und die offiziell als "Marktturbulenzen" (Tagesschau) bezeichneten Versuche von Anleihebesitzern beenden,  Staatsanleihen höchstens verschuldeter südlicher Euro-Länder zu verkaufen, um sich stattdessen Anleihen hochverschuldeter nördlicher Euro-Staaten zuzulegen, denen eher zugetraut wird, im Falle anhaltend unterschiedlicher Nachfrage nach guten und schlechten Euro-Staatspapieren kreditwürdig zu bleiben.

Zum Glück gibt es Putin

Die EZB, gemeinsame Bank von guten Schuldnern, schlechten und sehr schlechten, hat sich entschlossen, die Rosinenpickerei der Anleihekäufer als "Fragmentierung" zu bezeichnen, eine Phantomfloskel aus dem erst im vergangenen Jahr gegründeten Europäischen Amt für einheitliche Ansagen (AEA), der zugetraut wird, zugleich beruhigen und besänftigen zu können. "Fragmentierung" meint das Auseinanderstreben der Euro-Staaten. Es soll jedoch nicht so genannt werden. Stattdessen ist die Rede von einem "ungerechtfertigten" Anstieg der Anleiherenditen der höher verschuldeten Mitglieder des Euroraums - würde sie können, tät die EZB mit einem Anstiegsverbot reagieren.

Leider ist es nicht so einfach und leider hat die Zentralbank mit ihrer Ankündigung, im Kampf gegen die Inflation, die die EZB-Experten nicht einmal sehen konnten, als sie schon bei allen 440 Millionen EU-Bürgern in der Küche stand, auch ihre Waffen gegen das Auseinanderstreben der auch nach 20 Jahren der Harmonisierung noch so unterschiedlichen Volkswirtschaften aus der Hand gelegt. Bisher war die Währungsunion mit Zinssenkungen bis ins Negative und mit direkter Staatsfinanzierung "whatever it takes" (Draghi) durch die Notenpresse geklebt, geleimt und zusammengenagelt worden., Nicht schön, aber wirksam, so lange alle daran glauben. 

Und wenn es das letzte bisschen Kaufkraft kostet

Doch die Zweifel mehren sich, dass die EZB auch ohne ihre beiden einzigen Werkzeuge zusammenhalten können wird, was seit 2009 wie in Zeitlupe auseinanderfliegen möchte. Wie tief lassen sich Zinsen senken, wenn die Güter und Waren jeden einzelnen Tag um 0,25 Prozent teurer werden? Wie viel Wertverlust zu Dollar und Rubel kann eine "stabile" (EZB) Gemeinschaftswährung verkraften, die Euro an jedem Tag um 0,25 Prozent an Kaufkraft verliert.

Auf ihrer "Notsitzung", einer jener nachgestellten Gründungszenen des Gedankens von unbedingten Erhalt der Euro-Zone als einziger Zweck der Euro-Zone, erschuf die EZB sich ein" neues Instrument", um den Großtanker nun mit Hilfe des Nebelhorns zu lenken. Dazu soll "bei der Wiederanlage der Gelder aus auslaufenden Anleihen höher verschuldeten Euro-Ländern besonders unter die Arme" gegriffen werden, die EZB wird als dort, wo "die gerade erst beschlossene Straffung der lockeren Geldpolitik" sofort für aufkommende Pleitegefahr sorgt, mit Hilfe der Gelder des eigentlich schon für  beendete erklärten Corona-Notkaufprogramms PEPP weiterhin "alles tun, was nötig ist". Und das auf Kosten der Länder, die die angekündigte Zinswende nicht zu so sehr belastet, dass sie nicht für die anderen mitzahlen können.

Eine "Schutzmaßnahme" aus der Worthülsenfabrik

Eine "Schutzmaßnahme" (DPA), die allen nützt und bei einer Inflationsrate von derzeit mehr als acht Prozent auch kaum ins Gewicht fällt. Der Euro, vor zehn Jahren noch sagenhafte 1,50 Dollar wert, hat seitdem ein Drittel an Tauschwert verloren. Derzeit nähert er sich im Eilzugtempo der Parität zur US-Währung, die angesichts der steigenden Zinsen in den USA noch vor Jahresende unterschritten werden wird. Das heizt die Inflation im Euro-Raum weiter an, denn was auf dem Weltmarkt gekauft wird, muss in Dollar bezahlt werden.

Doch so lange die Pandemie und Putin als Schuldige bereitstehen, die Verantwortung für den beispiellosen Wertverfall der selbsternannten Weltwährung zu übernehmen, der keineswegs mit der Pandemie oder mit Putin angefangen hat, sondern mit der Finanzkrise und der Euro-Rettung um jeden Preis, verschwindet der Ausverkauf des Wert der gemeinsamen Währung im Kleingedruckten, in verschwurbelten Sätzen wie "unser Bekenntnis zum Euro ist unser Anti-Fragmentierungs-Werkzeug" (Schnabel) und der stolzen Ankündigung, dass die Verpflichtung zum Erhalt der Gemeinschaftswährung "keine Grenzen" kenne.

Isabel Schnabel, deutsches Mitglied des EZB-Direktoriums, hat mit Blick auf die ausweglose Situation des quer zur Strömung eingeklemmten Euro-Dampfers zuletzt stolz von "unserer Erfolgsbilanz" gesprochen.

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Starker, sehr guter Beitrag 👍 danke…

Danke, es war mir ein Bedürfnis.

Ja genau... wo die Lagarde die Chefin eine Verurteilte Verbrecherin ist. !LOL

Das bereits verurteilt sein unterscheidet sie u. a. von Scholz.

Ich mag die alle nicht... aber hast recht, noch ist er nicht verurteilt aber beurteilt von den kritisch Denkenden Menschen.

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